Bericht zum Abschied des Vorsitzenden Dieter Junele (Bezirk Freiburg) in der Badischen Zeitung vom 10.07.2009:

"Wenn ich einmal eine Satzung brauche, höre ich auf". Dieser Satz stammt von Dieter Junele, der seit 1989 dem Fußball-Bezirk Freiburg vorsitzt. Morgen ist es so weit, der 69-Jährige, der im Südbadischen Fußballverband nach eigener Einschätzung "nicht als Ja-Sager" gilt, gibt sein Amt beim Bezirkstag in Herbolzheim ab. Wie der Bundesverdienstkreuz-Träger sich die Zukunft des Fußballs in der Region vorstellt, hat BZ-Redakteur Claus Zimmermann aufgezeichnet.
"Der Fußball geht schweren Zeiten entgegen: Einmal weil es zunehmend schwieriger wird, in den Vereinen geeignete Leute für die Ehrenämter zu finden – zum anderen weil die Distanz zwischen dem Deutschen Fußball Bund und der Basis immer größer wird.

Wenn heute Aufgaben in den Vereinen vergeben werden, haben gerade junge Leute, die voll im Beruf stehen, Probleme, Lehrgänge zur Fortbildung von Funktionären zu besuchen, ohne die sich aber heute die Aufgaben in einem modernen Verein nicht mehr bewältigen lassen. Entsprechendes Wissen in den Bereichen Steuern und Finanzen, aber auch auf dem zwischenmenschlichen Sektor ist erforderlich, um einen Verein erfolgreich zu führen. Im Gegensatz zu früher benötigen Vereine heute öfter auch einen Rechtsbeistand. Unter diesen Umständen ist es nicht verwunderlich, dass sich immer weniger Personen bereiterklären, in einem Verein mitzuarbeiten. Oft werden junge Leute überredet und bedrängt, im Verein mitzuwirken, wobei der gute Wille auf Dauer bestimmt nicht reicht. Die Bestimmungen sind komplizierter geworden, die Wahrscheinlichkeit, dass ein Durchschnittsfunktionär einen gravierenden Fehler zu Lasten eines Vereins macht, ist viel größer als früher. So ist zu erklären, dass gewählte Vereinsvertreter heute schnell wieder das Handtuch werfen und den Klub gefrustet verlassen, während früher manche Funktionäre jahrzehntelang tätig waren. Das Fehlen von Funktionären und Vorbildern einerseits und die Notwendigkeit, das bröckelnde sportliche Personal zu ergänzen, führen dazu, dass mehr und mehr Vereine darüber nachdenken, zu fusionieren, oder Spielgemeinschaften einzugehen. Das hat sich selten ausgezahlt. Anfänglichen sportlichen Hochs folgten bestenfalls der Alltag oder auch der Niedergang.
In Spielgemeinschaften geht oft die Identifikation zwischen Verein und Ort, oder zwischen Mitgliedern und Verein verloren. Am Ende hat die Spielgemeinschaft weniger Mitglieder als die ursprünglichen Vereine vorher. Oftmals sind es aber auch die Gemeinden, die auf die Vereine Druck ausüben, sich zusammenzutun. Ein Problem für viele Vereine ist auch der Übergang der jugendlichen Spieler in den Aktivbereich, der längst nicht mehr so reibungslos funktioniert wie einst. Häufig kehren ältere Jugendspieler ihren Vereinen den Rücken.
Auch der Andrang auf die Funktionärsposten im Bezirksfußball-Ausschuss ist in den vergangenen Jahren nicht größer geworden. Das liegt an den zuvor bereits genannten Gründen, aber auch daran, dass die Kommunikation zwischen Bezirk und übergeordneten Stellen, wie dem Verband, mittlerweile oft einseitig verläuft: von oben nach unten.
Oft versucht der Verband eigene, oder Vorgaben des DFB umzusetzen, ohne zu wissen, welche Stimmung an der Basis herrscht.
Der DFB hat in jüngerer Zeit viele Aktionen auf den Weg gebracht, wie Minispielfelder, Schulfußball- oder Vereinsoffensive, die an der Basis gut angekommen sind. Aber die Funktionäre in den Bezirken, die ungefragt mit der Umsetzung beauftragt worden sind, hatten erheblichen zusätzlichen Aufwand zu betreiben, der nur von nicht mehr Berufstätigen zu leisten war.
Mittelfristig wird es der Fußball – allgemein, in Südbaden und im Fußballbezirk Freiburg – schwer haben, seine Stellung zu halten. Weniger Spieler – auch aufgrund der Bevölkerungsentwicklung – und weniger Funktionäre werden dazu führen, dass es weniger Vereine geben wird. Und damit weniger Spielklassen bei der Jugend und bei den Aktiven."  

(Badische Zeitung, 10.07.2009, cz)