Bericht aus Badischer Zeitung vom 09.01.2018
SCHLUCHSEE. "Ich grüße die Massen!" So eröffnete die "schwäbische Schwertgosch" Link Michel am Freitagabend im Großen Saal des Kurhauses, die doch eher übersichtliche Menge von Gästen – und bewies so initial Humor. Eine Tombola, bei der es ein I-Phone 8, einen Reisegutschein, eine hochwertige Trekkingausrüstung und weitere recht hochwertige Preise zu gewinnen gab, belohnte die Tapferen...
Achim Isele, der stellvertretende Vorsitzende des Sportvereins Schluchsee begrüßte alle Gäste. Man war ein wenig enttäuscht angesichts einiger freigebliebener Tische im Saal. Ungefähr 100 Zuschauer hatten sich zur 78. Kulturveranstaltung des SV Schluchsee durch zugegeben recht nasses Wetter aufgemacht, um sich den aus Funk und Fernsehen bekannten Kabarettisten aus dem Schwabenlande zu gemüte zu führen. Um es vorwegzunehmen: Sie wurden für ihren Besuch belohnt.
"Frisch dressiert" heißt das derzeitige Programm des Neuffeners Michael Klink, der als Link Michel über die Bühnen tourt. Es führte durch alle Bereiche des Alltags – verrückt gewordene, wurstförmige Mountainbiker in neonbunter Sportkleidung, die niemals von Wölfen angefallen werden, weil das Auge ja mitisst. Vom Nachwuchs veranstaltete Halloweenpartys mit 16-jährigen "Draculäle", die man mittels Outing als Erziehungsberechtigter trotz weißer Schminke zum Erbleichen bringen kann.
Link umschrieb nervenaufreibende Elternabende, die man nicht ohne Revolver besuchen sollte, und sei es auch nur, um Zeitschindermütter, die nicht nach Hause wollen, in die Schranken zu weisen.
Letzteres schien jeder zu kennen, es gab Spontanapplaus. Wenn IQ-negative Eltern den Kindern durch Ernährungsumstellung bei der Konzentration helfen wollen, so bleibt ein Depp doch ein Depp und es wird keine bessere Mathenote erreicht, sondern höchstens eine Carotinintoleranz.
Beim kurzen Tischgespräch erzählten die Gäste, dass man früher Theatergruppen gehabt habe, die den Saal vielleicht besser gefüllt hätten. Aber allen gefiel der Schwabe, der auch nach der zwanzigminütigen Pause in Hochform mit Pointen weiterballerte. Das Verhältnis zwischen Mann und Frau ist ein endloses Feld für jeden. Ob es der Dekowahn der Gattin ist, die den wehrlos auf dem Sofa liegenden Gatten aus ästhetischen Gründen mit Lichterketten versieht oder das Philosophieren über irreführende Begriffe wie "alleinerziehende Mutter", die doch mit "Mutter" vollkommen ausreichend beschrieben wäre, der Humor besticht durch Zugänglichkeit wie Hintersinn.
Die Gäste im Kurhaus Schluchsee hatten jedenfalls eine Menge zu Lachen an diesem Abend, wenn man auch bedauerte, dass sich nicht mehr Einheimische den Weg zu der tollen Veranstaltung gefunden hatten, deren Erlös die Jugendarbeit fördern soll.