SCHLUCHSEE: Mit den Wilden Wäldern lud der SC Schluchsee zur 77. Kulturveranstaltung ins Kurhaus und bot wieder mal einen Leckerbissen in Sachen Kleinkunst. Genau wie die großen Bands füllten sie den Saal und verstärkt mit dem Gastgitarristen Benjamin Heusch, boten die vier eingeborenen Mittelgebirgler zwei Stunden lang einen bunten Strauß aus bester Unterhaltung...
Alle in schwarz gekleidet und mit Holzfällerstiefeln traten sie auf und beschränkten sich auf das, was sie auszeichnet: Wenig Requisite, keine Lichteffekte und keine Multimediashow. Denn der Schwarzwälder ruht ja in sich und braucht so was nicht. Ab und zu mal einen Cego, einen "Worschtsalod" und wie schon die Oma wusste: "Mu mer au mol, ma kaa nit immer nu´."
Fast keine Zeit zum Luftholen ließen die vier Kabarettisten dem Publikum, denn es ging Schlag auf Schlag. Keine langatmigen Geschichten, kein Blabla, keine lauen Kalauer, nichts unter der Gürtelinie. Der Wälder kommt auf den Punkt und vor allem: "Mer sin nit nu blöd, mer könne auch wa Kulturells mache". Gesagt, getan. Eine richtige Operette in vier Aufzügen. Dauer drei Minuten, und wenige Worte genügen, um die großen Themen dieser Welt abzuarbeiten: Furcht, Streit, Versöhnung und Liebe. Aber auch Feinfühliges können sie: "Dä Georg" (Stelz) gab den Ausdruckstänzer, während "dä Karl" (Willmann) und "dä Christoph" (Hog) dazu sangen und "dä Komponischt Tobi" erzählte.
Hin und her wogten die Geschehnisse, die unter Zuhilfenahme der großen Hits aus den verschiedenen Jahrzehnten und mit einer gehörigen Portion Selbstironie vorgetragen wurden. Themen die alle bewegen und deshalb ankommen. Die Liebe zum "Worschtsalod" in "Yesterday" oder auch "I däd sage, s´it it schlecht" a la Eric Claptons "You look wonderful tonight", zeugen von der Verwurzeltheit der vier Künstler mit ihrer Heimat. Und von wegen "Sänk ju for träffeling wiss Deutsche Bahn". Auf der Dreiseenbahn kündigt ein lieber Schaffner mit Elvis Liedern sowohl die Haltestellen, als auch technische Pannen an. Mit dem Kraftwerk-Song "The Model" wurde auch heikles thematisiert, nämlich die Unerreichbarkeit mancher Männer. "Er ist der neue Pfarrer und er sieht gut aus." Doch es gibt kein Happy End: "So en scheena Maa und keini darf ihn ha."
Schauspielerisch glänzte Tobias Schwab als Blondine Mechthild, die im Zug, den vom Voraband noch verkaterten Herbert (Christoph Hog) früh morgens bezirzen will. Der will in Ruhe Zeitung lesen, sie dagegen ist einsam und sucht aufdringlich Kontakt. Erst ein "Konterlikör" auf den gestrigen feuchtfröhlichen Cegoabend bringt die Wende...
Kleine liebevolle und auch skurrile Schwarzwälder Geschichten, unterlegt mit den Gigahits von Metallica, U2 oder Adele. Und dazu reichen zwei Gitarren, Bass und ab und zu eine Melodika, um das richtig gut werden zu lassen. Musikalisch zeichnet hier in erster Linie Tobias Schwab, der ein um’s andere Mal sein Können, sowohl an den Instrumenten, als auch als Erzähler aufblitzen ließ.
Auch Altbekanntes wurde gegeben. Das zehn Jahre alte Bauernklagelied hat nichts von seiner Aktualität verloren, aber das Schönheitsoperationen auch mal "anderschrum" gehen: "Doktor mach mer e Hakenos, Segelohre un a Ranze", hat sich noch nicht wirklich rumgesprochen. Philosophisch in höchste Sphären ging es mit Erkenntnissen wie: "Keiner isch so frei, wie ä Freilandei."
Alles abverlangt wurde dem Publikum zum Schluss, denn es gab einen Kompaktkurs in Sachen einheimisches Fluchen. Nach der Probe wurde es ernst, denn alle mussten mitsingen: Und versagten jämmerlich. "Jetz aber no emol richtig un lutter!" Dann erschallte es wie aus einer Kehle – laut und erstaunlich tonrein: (Kinder und Jugendliche bitte ab hier nicht weiterlesen)
"Ja Himmelhergottzackrament nomol aber au scho! Dänne gheert doch links un rechts an´d Backe na gschlage! Diä Dreckspatze, Saichblietz, Dilldappe, Saukaibe, Hundsverreckte Schoofseggl, liädrige Dubel! Ja gottverdämmi hat mer dänni ins Hirn inigsch... ? Diä sin doch it ganz bache, diä elendige Heiliecher! Gopferdeckel, Lumpeseggel, Dubelkepf, Heilandzack! Diä sin doch älli z´dumm zum Milchhole!"
Die "Wilden Wälder" waren ein Unterhaltungsgarant. Witzig, musikalisch gut aufgestellt und daher bestens zu empfehlen oder wie der Wälder es auf den Punkt bringt und sagt: "Selli kaasch aluege!".