Quelle: Badische Zeitung (08.01.2020)
Zu seiner 80. Kulturveranstaltung hatte der Sportverein Schluchsee am Sonntagabend ins Kurhaus eingeladen. Es wurde wieder Theater gespielt, auf dem Programm stand "Der Entaklemmer" von Thaddäus Troll.
Ein bestens aufgelegtes Ensemble unter der Regie von Manfred Schuppiser strapazierte ein ums andere Mal die Lachmuskeln des Publikums im mit rund 400 Besuchern voll besetzten Kurhaus."Dem Armen fehlt viel, dem Geizigen alles", heißt es in dem schwäbischen Lustspiel. Der Hauptperson des Stückes, der schwäbische Fabrikant Knaup, aber bleibt zuletzt wenigstens eines – sein Geldschatz.
Aber der Reihe nach. Fabrikant Knaup (großartig Björn Wölfle) ist ein Geizhals, wie er im Buche steht, ein Entaklemmer halt, wie man in Schwaben sagt. Darunter müssen seine Kinder Elise (Anne-Cathrin Staub) und Heiner (Heiko Hilpert ) sowie sein Personal leiden. Elise ist in den Verwalter Eugen (Peter Dilger) verliebt, Heiner hat sein Herz für die in ärmlichen Verhältnissen lebende Marianne (Sandra Adam) entdeckt. Und auch der alte Knaup wandelt auf Freiersfüßen. Die Kupplerin (Nicole Booz) hat für ihn eine arme Frau ausgesucht: Marianne. Denn eine arme Frau ist sparsam, so das Argument, das Knaup überzeugt.
Er lädt Marianne und die Kupplerin zum Essen ein, bei dem, wen nimmt es Wunder, Sparhans Küchenmeister sein soll. Das von der Köchin (Marisa Kern) vorgeschlagene mehrgängige Menü mit Kalbsbraten lehnt er ab. Heiner spuckt seinem Vater jedoch in die Suppe und bestellt auf dessen Kosten Hummer, Gänseleberpastete und Champagner. Als die Gäste eintreffen, muss Heiner entsetzt feststellen, dass seine Angebetete, seine Stiefmutter werden solle. Die ist natürlich von den Plänen des alten Knaup, der aber auf sein Vorhaben beharrt, alles andere als begeistert. Und über das teure Essen tröstet den Geizhals eine Überlegung wenigstens ein bisschen hinweg: Vielleicht nimmt der Isele vom Kirchplatz die Reste des luxuriösen Essens ja zurück.
Inzwischen hat der pfiffige Knecht Gottlieb (Stefan Zumkeller) die Schatulle mit 10 000 Gulden, die Knaup im Garten vergraben hat, gefunden und an sich genommen. Er macht Heiner den Vorschlag, seinem Vater die Schatulle zurückzugeben unter der Bedingung, dass dieser Marianne nicht heiratet.
Der Geizhals hat währenddessen den Verlust seines Geldes bemerkt und sucht, dem Wahnsinn nahe, in einem großartigen Monolog den Schuldigen. Dabei klettert er sogar von der Bühne und macht sich im Publikum auf die Suche. War es vielleicht der Rudolf Isele vom Isele-Markt ? Oder sein Bruder Achim, der Vorsitzende des Sportvereins? Oder gar Bürgermeister Jürgen Kaiser? Aber nein, keiner von denen war es und auch sonst niemand aus dem Publikum.
Letztendlich klärt sich alles auf, Heiner gibt seinem Vater sein Geld zurück, als dieser verspricht, auf Marianne verzichten. Und mehr noch, der Geizhals muss auch noch die Hochzeit finanzieren. Und auch Elise bekommt ihren Eugen. Alle verlassen zufrieden die Bühne, nur Knaup bleibt noch, die Schatulle fest an sich drückend und in einem fort murmelnd: "Mein Schatz, mein schöner Schatz". So manch einer mag sich da an Gollum aus der Triologie "Herr der Ringe" und seinen Schatz erinnert fühlen.
Bestens aufgelegt zeigte sich das Ensemble und strapazierte mit Wortwitz, aber auch zum Teil urkomischer Mimik, immer wieder die Lachmuskeln der Zuschauer. Die Spielfreude war den Darstellern, allen voran Björn Wölfle, von der ersten bis zur letzten Szene anzumerken. Und die originelle Inszenierung mit Lokalkolorit von Manfred Schuppiser tat ein Übriges, um den Theaterabend zu einem überaus gelungenen zu machen. Dementsprechend bedankte sich das Publikum mit begeistertem Applaus bei den Darstellern und dem Regisseur sowie den hinter der Kulissen agierenden Souffleuse Marianne Kohls und den Maskenbildnerinnen Elke Korhummel und Katja Tränkle.
Der Theateraufführung schloss sich die Verlosung einer gut bestückten Tombola an. Linus Sedlak und die Schwarzwälder Luusbuebe sorgten anschließend für den musikalischen Ausklang eines kurzweiligen Abends.