Bereicht vom Bezirkstag in Mönchweiler

Bezirksvorsitzender Kuno Kayan besorgt: Die Gewalt auf und neben dem Platz bereitet den Fußballern weiter Kopfzerbrechen

Die zunehmende Gewalt von Spielern und Zuschauern gegen die Schiedsrichter, aber auch untereinander, bereitet dem Vorsitzenden des Fußball-Bezirks Schwarzwald, Kuno Kayan, erhebliche Sorgen. Alle 99 am Spielbetrieb beteiligten Vereine seien gefordert, diesem negativen Trend Einhalt zu gebieten, erklärte der seit 2003 amtierende Funktionär beim Bezirkstag in der Alemannenhalle in Mönchweiler.


Kayan appellierte an die Vereine, ihr Schiedsrichter-Soll zu erfüllen und auch hier den Negativ-Trend zu stoppen. Er kritisierte die zahlreichen Abmeldungen von Reserveteams während der Runde. Als "nicht besonders erfolgreich" bezeichnete er das Abschneiden der überbezirklichen Mannschaften. Der FC 08 Villingen hat den Aufstieg in die Regionalliga verpasst, die DJK Villingen muss den Gang in die Landesliga antreten und aus der Landesliga steigen mit dem FC 08 Villingen II und dem SV Hinterzarten zwei Schwarzwälder Clubs in die Bezirksliga ab.
Doch der 50-jährige Kaufmann aus Villingen-Schwenningen konnte vor den Vertretern von 92 Clubs auch viel Positives berichten. Freude bereite ihm die Entwicklung im Frauen-Fußball, wo alle höherklassigen Teams ihre Ligen halten konnten. Kayan lobte die DFB-Kampagne "1000 Minispielfelder" , von denen fünf auf den Schwarzwald entfielen. Sein Fazit: "Das Licht hat überwogen und die Probleme auf der Schattenseite werden wir gemeinsam in den Griff bekommen."
Der Vorsitzende des Bezirkssportgerichts, Klaus Schmidt aus Furtwangen, konstatierte einen leichten Anstieg der Straffälle von 487 auf 507. Er musste 478 Urteile (Vorjahr: 457) fällen. Bei den Sperren gab es sogar einen Rückgang von 274 auf 180 Fälle. Dies wirkte sich auch positiv auf die Sperrzeitdauer mit 245,5 Monaten (284,5) aus.
Eine beachtliche Steigerung von 6 880 Euro auf 12 360 Euro verzeichnete Schmidt bei den Geldstrafen. Die Kosten stiegen um rund 400 auf 4 910 Euro. Die Rekordsumme bei den Geldstrafen rührt aus Spielabbrüchen her: "Zweimal ertönte der vorzeitige Abpfiff wegen Spielerverletzungen, aber siebenmal wegen Schlägereien, Würgen des Schiedsrichters und ähnlicher Delikte. Das ist nicht zu dulden."
Die Zahl fehlender Spielerpässe stieg von 76 auf 117. Erhöht haben sich auch Spielverzichte (38) und Nichtantreten (8) auf insgesamt 46 (32). Schiedsrichterbeleidigungen und Tätlichkeiten gegen Unparteiische oder Gegenspieler führten zu 38 Urteilen.
Schmidt: "Auch wenn ein Spieler mit einer Entscheidung nicht einverstanden ist, rechtfertigt dies keine Beleidigung und schon gar keine Tätlichkeit." Der Sportrichter mahnte die Aktiven, sich während und auch nach dem Spiel sportlich zu verhalten. Immerhin hatte er 107 Fälle zu bearbeiten. Bezirks-Schiedsrichter-Obmann Reinhold Eschle aus Gütenbach bedauerte den Rückgang bei der Zahl der Unparteiischen: "Rund ein Drittel meldet sich aus Frust, wegen Beleidigungen oder Tätlichkeiten gegen sie ab."

Kaum Probleme bereitete die Staffeleinteilung. Einhellig entschied die Versammlung, dass die Kreisligen A I und II dauerhaft mit 16 Mannschaften spielen sollen. Als einen "Härtefall" bezeichnete Adolf Scheuble aus Ewattingen die Rückversetzung des FC Löffingen II in die Kreisliga B: "Immerhin war die Reserve des Bezirksligisten Tabellendritter der Kreisliga A, Staffel III." In der Kreisliga B tauschten Rietheim (zur Staffel II) und FC Schwarzwald Villingen (jetzt Staffel I) ihre Plätze. Ludwig Olveira vom SV Dittishausen kritisierte die Zuteilung des FC Neustadt II in die B-Liga, Staffel III. In der Bezirksliga (17 Clubs) werden solange fünf Mannschaften absteigen, bis die Zahl 16 erreicht ist. Der Schatzmeister des südbadischen Fußballverbandes (SBFV), Norbert Schlageter, ging kurz auf den geplanten Bau der SBFV-Geschäftsstelle in der Schwarzwaldstraße in Freiburg ein: "In den nächsten Tagen erfolgt der Spatenstich."

Ein Vertreter von Türkgücü Bräulingen fragte nach einen neuen Sponsor für den Bezirkspokal-Wettbewerb. Kuno Kayan, der vor Jahren in diesem Zusammenhang eine Enttäuschung erlebte, lehnte es ab, erneut nach einem Sponsor zu suchen. Der Bezirksvorsitzende informierte zudem über ein Protestschreiben des SBFV an den Präsidenten des Deutschen Fußball Bundes, Theo Zwanziger, über die in der neuen Runde geplante Ansetzung von Bundesligaspielen an Sonntagen: "Das schadet dem Amateur-Fußball."

Kayans Eindruck von einer Sitzung in Frankfurt lässt aber wenig Hoffnung: "Ich glaube nicht, dass sich noch etwas ändert."

(Badische Zeitung, 14.07.2008, D. Maurer)